In der Welt der Geodäsie sind die jüngsten Entwicklungen im Bereich der 3D-Vermessung nichts weniger als bahnbrechend, insbesondere die Vermessung unzugänglicher Hohlräume und Schächte, wie sie im Salzbergwerk Berchtesgaden durchgeführt wurde.
Über 500 Jahre wurde in diesem Bergwerk Salz abgebaut, ein Prozess, der eine regelmäßige und präzise Vermessung der Abbauhohlräume erfordert, um Sicherheit und Effizienz zu gewährleisten. Die Herausforderung hierbei ist die Zugänglichkeit und die komplexe Geometrie der Hohlräume.
Traditionell wurde diese Vermessung manuell durchgeführt, was nicht nur zeitintensiv, sondern auch mit erheblichem Aufwand verbunden war. Die Einführung der 3D-Laserscantechnologie hat diese Praxis jedoch grundlegend verändert.
Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Institut für Geodäsie der Universität der Bundeswehr München wurde eine innovative Methode entwickelt: eine Messsonde, die auch bei geringem Schachtdurchmesser eine zentralisierte und autonome Vermessung durchführen kann. Diese Technologie ermöglicht es, sowohl die Geometrie des Schachtes als auch die des Hohlraumes detailliert zu erfassen.
Die Messsonde, ausgestattet mit modernster Technologie, darunter Lidar-Systeme und PTZ-Kameras, kann in Bohrlöchern mit Durchmessern unter 300 mm eingesetzt werden und liefert detaillierte 3D-Punktwolken der Umgebung. Sie ist in der Lage, Schächte mit einer Tiefe von bis zu 400 Metern zu erfassen, wobei die Datenqualität durch den Einsatz von Profilscannern und inertialen Messeinheiten (IMUs) optimiert wird.
Diese 3D-Vermessungstechnik hat nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern bietet auch eine bisher unerreichte Präzision. Durch die generierten 3D-Punktwolken können jetzt vollständige und detaillierte Modelle der Hohlräume und Schächte erstellt werden, was eine genauere Analyse und Bewertung ermöglicht.
Die Ergebnisse sind beeindruckend: Der gesamte luftgefüllte Werkshohlraum kann mit einer Punktdichte von 5 cm erfasst und dargestellt werden. Die Technologie erlaubt es, selbst feinste Details zu erfassen und bietet somit eine umfassende Analysebasis für geologische und strukturelle Untersuchungen.
Die Einführung dieser 3D-Vermessungstechnologie im Salzbergwerk Berchtesgaden ist ein Paradebeispiel dafür, wie innovative Ansätze und moderne Technologie die Geodäsie revolutionieren können. Sie zeigt auf, wie durch die Kombination von technischem Know-how und interdisziplinärer Zusammenarbeit Herausforderungen in der Vermessungstechnik erfolgreich gemeistert werden können.
Insgesamt ist die 3D-Vermessung unzugänglicher Hohlräume und Schächte ein faszinierendes Feld, das uns nicht nur einen Einblick in die unterirdische Welt gibt, sondern auch die Möglichkeiten und Grenzen moderner Vermessungstechnologien aufzeigt.
schaut gerne beim DVW vorbei für den vollständigen Beitrag. Der Link ist in der Quellenangabe enthalten.
Quellenangabe:
Thorsten Strübing (Institut für Geodäsie – Geodätisches Labor, Universität der Bundeswehr München), Wolfgang Lochner (Südwestdeutsche Salzwerke AG): 3D-Vermessung von unzugänglichen Hohlräumen und Schächten im Salzbergwerk Berchtesgaden. In: DVW e.V. (Hrsg.):
Terrestrisches Laserscanning 2019 (TLS 2019). DVW-Schriftenreihe, Band 96, Augsburg, 2019, S. 163–174
https://geodaesie.info/sites/default/files/privat/DVW_96_2019_TLS_2019_FINAL_191127.pdf